Ich möchte dir in diesem Artikel zeigen, wer alles beteiligt ist, wenn du eine Aktie kaufst. Dazu gehören verschiedene Personen, Banken, die Börse und Systeme. Ein relativ komplexes Ökosystem, welches ich für dich vereinfacht grafisch dargestellt habe.

Eine Aktie kannst du nur dann kaufen, wenn es auch einen Verkäufer gibt. Der einfachste Weg dazu ist die Börse. Sie dient als Handelsplatz. Also der Ort, an dem sich Käufer und Verkäufer treffen. Ähnlich einem Marktplatz. Zum Marktplatz gelangst du in diesem Fall durch eine Bank oder einen Broker, der dein Depot führt.

Natürlich gilt dieser Prozess nicht nur für Aktien, sondern auch für weitere Wertpapiere wie z.B. ETFs oder Obligationen. Der Einfachheit halber gehen wir mal davon aus, dass du eine Aktie kaufen möchtest. Der Ablauf dazu sieht dann vereinfacht etwa wie folgt aus:

Ablauf Aktienkauf

Gehen wir nun Schritt für Schritt durch die Grafik. Die nachstehende Aufzählung referenziert zu der jeweiligen Nummer im Bild.


1. Kaufauftrag

Finbit Finanzblog, der Schweizer Finanzblog für Frauen - Beispiel Kaufauftrag
Beispiel Kaufauftrag

Du hast dich für eine Aktie eines Unternehmens entschieden. Damit du Wertschriften kaufen kannst, brauchst du ein Depot. Wir gehen mal davon aus, dass du bereits ein Depot hast. Somit muss nur noch per Online Banking (oder durch das Portal deines Brokers) einen Kaufauftrag erfassen werden. Informiere dich auf jeden Fall vor dem Aktienkauf über das Unternehmen. Dazu eignen sich Finanzportale wie auch die Website des Unternehmens. Um den Kaufauftrag aufzugeben, braucht es natürlich einige Angaben. Nebenan ein Beispiel, wie ein solcher aussehen könnte (je nach Bank oder Broker sind die vielleicht anders benannt). Da der Kaufauftrag das zentralste ist, lass uns kurz detaillierter auf die einzelnen Punkte eingehen:







Titelauswahl

Finbit Finanzblog, der Schweizer Finanzblog für Frauen - Beispiel Titelsuche
Beispiel Titelsuche

Wenn du nach einem Unternehmen suchst, um deren Aktie zu kaufen, wirst du teilweise mehrere Ergebnisse erhalten. Ein Beispiel siehst du auf dem Bild nebenan. Ich habe bei meiner Bank nach „Swisscom“ gesucht und zwei Resultate unter dem Reiter „Aktien“ erhalten. Die Namensaktie, die ich kaufen möchte, ist jene mit dem Symbol „SCMN“. Vergleiche daher immer die Angaben wie ISIN Nummer, Symbol und Preis auf deinen Factsheets. Dann wählst du auch das richtige Produkt.


Im Frühling 2020 haben einige Aktienkäufer nicht genau hingeschaut… Eine kleine Geschichte dazu findest du hier.


Beispiel Geld-/Briefkurs
Beispiel Geld-/Briefspanne

Wählst du den Titel mit einem Klick auf „kaufen“ aus, siehst du den Geld- (bid) und Briefkurs (ask). Der Geldkurs zeigt dir, wie viel ein Käufer bereit ist, zu zahlen. Der Briefkurs hingegen zeigt, für wie viel der Verkäufer bereit ist, die Aktie zu verkaufen. Diese Kurse werden basierend auf Angebot und Nachfrage laufend angepasst. Die Differenz zwischen Geld- und Briefkurs ist der Spread. Dass dabei der Briefkurs höher ist als der Geldkurs, ist normal. Schliesslich möchte der Käufer möglichst wenig zahlen, während der Verkäufer möglichst viel für seine Aktien rausholen will.

Für dich sind die beiden Kurse eine wichtige Information, um die Limite (den Preis, den du bereit bist für eine Aktie zu zahlen) für deinen Kaufauftrag festzulegen. Bezogen auf das Beispiel nebenan, müsstest du also 481.10 Franken bezahlen, um die Aktie zu kaufen. Eine Limite unter diesem Betrag würde bedeuten, dass du die Aktie zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekommst und darauf hoffst, dass der Kurs sinkt.



Börsenplatz

Eine Aktie wird teilweise an mehreren Börsen gehandelt. Es gibt unterschiedliche Gründe, weshalb die Entscheidung für die eine oder andere Börse fällt.

Falls du die Auswahl zwischen mehreren Börsen hast, dann wird oftmals die gewählt, bei der der Aktientitel am meisten gehandelt wird (höhere Liquidität). Das erhöht die Chance, dass du die Aktie kaufen kannst und die Spanne zwischen Ankaufspreis und Verkaufspreis geringer ist (Spread). Dies ist meist bei der Börse der Fall, bei der die Aktie primär kotiert ist (sozusagen die „Heimatbörse“ des Unternehmens). Eine Aktie eines Unternehmens, dessen Hauptsitz in der Schweiz ist, wird zu hoher Wahrscheinlichkeit an der Schweizer Börse (SIX) primär kotiert sein. Daher wäre in diesem Fall der beste Börsenplatz die SIX.

Ein weiterer Punkt sind die Transaktionskosten für den Kauf bzw. später den Verkauf der Aktie. Diese sind oft höher, wenn du eine Aktie an einer ausländischen Börse kaufst.

Möglicherweise hast du als Börsenplatz auch „Best Execution“ zur Auswahl. Wählst du das aus, wird die Bank für dich jenen Börsenplatz auswählen, welcher für dich die bestmögliche Ausführung bietet. Nach welchen Ausführungsfaktoren die Bank vorgeht, findest du meist auf deren Homepage. Ziel ist, dein Auftrag zu den bestmöglichen Konditionen abzuwickeln.

Randnotiz: Falls es dich interessiert, findest du auf der Website der SIX eine Liste aller an der SIX kotierten Unternehmen. Jene die primär kotiert sind, haben in der entsprechenden Spalte einen Vermerk.


Stückzahl

Hier gibst du an, wie viele Aktien du möchtest. Denn, Anzahl Aktien * Aktienkurs + Transaktionskosten = Total Kosten Aktienkauf


Bestens vs. Limite

Du kannst entscheiden, nach welcher Ausführungsart die Aktie gekauft werden soll. Dabei gibt es die Auswahl zwischen „Bestens“ und „Limite“.

Entscheidest du dich für „Bestens“ (Market-Order), wird der Auftrag zum nächstmöglichen Kurs ausgeführt. Bei einem Kauf ist dies der niedrigste verfügbare Preis (bei einem Verkauf wäre es dann der höchste angebotene Preis). Du entscheidest dich für diese Variante, wenn du den Titel um jeden Preis haben möchtest. Das birgt aber auch die Gefahr, dass du einen viel zu hohen Kurs bezahlst. Das kann insbesondere passieren, wenn du ausserhalb der Börsenzeiten Aufträge aufgibst oder es sich um illiquide Titel handelt.

Entscheidest du dich für eine Limite, wird festgelegt, wie viel du maximal bereit bist, für die Aktie zu bezahlen. In diesem Fall kann es sein, dass dein Auftrag nicht ausgeführt wird, da vielleicht deine Limite zu tief angesetzt ist. Diese kannst du aber bei Bedarf immer anpassen.

Meine Empfehlung: Überlege dir, wie viel dir die Aktie wert ist und lege immer eine entsprechende Limite fest.


Gültigkeit

Hier gibst du das Datum an, bis wann dein Kaufauftrag gelten soll. Findet bis zum festgelegten Zeitraum keine Transaktion statt (also es gibt niemand, der dir die Aktie verkaufen möchte), wird der Auftrag automatisch storniert.

Meine Empfehlung: Setzte die Gültigkeit auf nur einen Tag. Trage daher das gleiche Datum ein, an dem du den Auftrag erfasst. Du weisst ja nicht, wie der Markt in einer Woche aussieht.


Abrechnungskonto

Wähle das Konto aus, von welchem du den Aktienkauf bezahlen möchtest.


2. Übermittlung Kaufauftrag

Sobald du deinen Kaufauftrag erfasst hast, wird dieser durch deine Bank oder deinem Broker an die Börse weitergeleitet. Bei der Börse gelangt dein Kaufauftrag ins Orderbuch. Im Orderbuch werden alle Kauf- und Verkaufsaufträge eingetragen. Dies ist übrigens online einsehbar.



3. + 4. Verkaufsauftrag

Anfangs hatte ich erwähnt, dass immer zwei Parteien benötigt werden, um eine Aktie zu kaufen bzw. zu verkaufen. Hat jemand einen Verkaufsauftrag aufgegeben, wird dieser ebenfalls durch die Bank an die Börse übermittelt und im Orderbuch eingetragen. Ich gehe an dieser Stelle nicht weiter ins Detail, da wir uns ja erst mal auf den Ablauf für den Kauf konzentrieren.



5. Matching

Bei der Börse werden nun alle Kauf- und Verkaufsaufträge zusammengeführt (Matching). Die Regeln im Orderbuch unterliegen strengen Richtlinien. So werden beispielsweise die „Bestens“-Aufträge vor den Aufträgen mit „Limiten“ berücksichtigt. Am Schluss wird der Preis dort gesetzt, wo unter Berücksichtigung aller Kundenvorgaben am meisten Aktien gehandelt werden können. Konnten die Anforderungen aus deinem Kaufauftrag in diesem Matching berücksichtigt werden, wandert die Aktie nun in dein Depot.



6. + 7. Geldfluss

Nach der Transaktion wird bei deinem Abrechnungskonto der Betrag für die Aktien sowie die Transaktionsgebühr für den Kauf belastet. Der Verkäufer der Aktie erhält im Gegenzug den Preis, den du für die Aktien bezahlt hast minus die Transaktionsgebühren der Bank.

Zusammenfassung in a bit
• Informiere dich vorgängig über das Unternehmen bzw. über das Wertpapier das du kaufen möchtest.
• Der Geldkurs zeigt dir, wie viel ein Käufer bereit ist, für eine Aktie zu zahlen. Der Briefkurs hingegen zeigt, für wie viel der Verkäufer bereit ist, eine Aktie zu verkaufen.
• Arbeite bei deinen Kaufaufträgen mit Limiten und setze das Gültigkeitsdatum auf nur einen Tag.



Wie hat dir der Artikel gefallen? Hast du bereits einmal etwas an der Börse gekauft? Ich freue mich auf dein Feedback in den Kommentaren.